Man sieht sie hierüberall an den Straßen und Wegen: kleine Türme gefüllt mit Holzkohle, die hier den Vorbeifahrenden oder den Einheimischen zum Kauf angeboten wird. Die Malawier benötigen die Holzkohle für ihren heimischen Herd, es gibt kein Gas oder Elekritität als alternative Energiequelle.
Aber die wenigsten Deutschen wissen, dass sie ihre Bratwürste auf einem Stückchen Regenwald grillen. Einer der Hauptabnehmer afrikanischer Holzkohle ist nämlich Deutschland - mit 250.000 Tonnen pro Jahr! Grauzonen und Schlupflöcher in der Europäischen Holzhandelsverordnung machen es möglich. 2013 trat sie in Kraft, um illegale Holz- und Papierprodukte vom europäischen Markt fernzuhalten. Doch während der Import von Tropenholz stark reglementiert ist, taucht Grillkohle gar nicht erst in der Verordnung auf. "Wieso bestimmte Holzprodukte nicht erfasst wurden, ist leider ein Rätsel", sagt Johannes Zahnen von der Naturschutzorganisation WWF.
Überall in Afrika wird illegal Holzkohle (auf Chechewa, der malwischen Sprache: Makala, engl.: charcoal) hergestellt. 20 dieser Produkte haben Zahnen und seine Kollegen untersucht. Verkauft werden sie von Tankstellen, Discountern oder Baumärkten in Deutschland. Das Ergebnis: Auf 80 Prozent der untersuchten Säcke standen falsche Angaben über Holzart oder Herkunft. In einigen Säcken fanden die Umweltschützer sogar Holz von bedrohten Baumarten, die auf der Roten Liste stehen. "Hier wird mit unsauberen Marketingstrategien gearbeitet oder gezielt gelogen", sagt Zahnen. Einer der untersuchten Säcke warb mit der Aufschrift 'kein Tropenholz', der Inhalt bestand aber ausschließlich aus Tropenholz. "Der Verbraucher wird momentan im Regen stehen gelassen und hat kaum Chancen, dagegen etwas zu tun", meint der WWF-Experte.
Bauern zerstören ihre eigenen Lebensgrundlagen
Die Rechnung ist einfach: Entwicklung braucht Energie. Nachhaltige Entwicklung braucht nachhaltige Energie. Weltweit hat mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu Elektrizität. Fast drei Milliarden heizen und kochen mit Holz und Holzkohle. Die Folgen: Abholzung, Klimaschädigung, Entwicklungsrückstände durch Energiearmut. Nach Angaben der Vereinten Nationen wird mehr als die Hälfte der weltweit gefällten Bäume zu Brennholz oder Holzkohle verarbeitet. Dreiviertel der Holzkohleproduktion findet in Afrika statt - doch nur ein Bruchteil wird ins Ausland exportiert. Trotz des Exportes verbleibt rund 98 Prozent der Kohle auf dem Kontinent. Denn während in Europa die Holzkohle nur im Sommer auf den Grill kommt, kochen 80 Prozent der afrikanischen Haushalte täglich damit.
Besonders während der Trockenperioden nutzen lokale Bauern die Kohlenproduktion als Rettungsanker, um ihre Familien zu ernähren. Doch damit tragen sie nicht nur zur globalen Erwärmung bei, sondern zerstören auch ihre eigene Lebensgrundlage. Durch Wüstenbildung und Erosion verliert Malawi fruchtbares Land. Das afrikanische Land gehört zu den ärmsten der Welt. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen liegt es auf Platz 170 von 188. Das Stromnetz erreicht gerade 12 Prozent der rund 18 Millionen Einwohner. Ansonsten wird mit Holz oder Holzkohle gekocht, Licht spenden Kerosin- oder Batterielampen. Das ist teuer, umweltschädlich, ineffizient und sogar gefährlich: Der Rauch der offenen Feuerstellen macht krank, Kerosinlampen verursachen immer wieder Brände. Zwei Prozent des Waldbestandes wird jedes Jahr verheizt. Wir erinnern uns: das Land, das wir jetzt für die Schule erhalten können, war vor wenigen jahren noch ein kompletter Wald.
Neue Energiesparherde
Gliseliya Mayombo aus dem James-Village in Mganja zeigt uns die neuen Energiesparherde. Die junge Frau hat es gelernt, diese Öfen zu bauen und bringt es anderen Frauen bei, diese zu bauen und damit zu kochen. Sie sind aus Ton und in der Lage, mit nur drei Holzscheiten Essen zu kochen und Wasser heißzumachen. Mit diesen neuen „Chitetezo Mbaula“ („schützender Herd“) sparen die Hausfrauen viel Brennholz und damit bares Geld. Rund 8.000 dieser energiesparenden kleinen Herde aus Ton werden in Malawi derzeit pro Monat produziert und verkauft. In einem Land, wo jedes Jahr über zwei Prozent des Waldbestandes verheizt werden, ist das ein enormer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Allein diese 8.000 Herde sparen jährlich rund 30.000 Tonnen CO2 ein – so viel wie entstehen, wenn 55.000 Passagiere von Frankfurt nach Lilongwe fliegen.
Wir fragen uns allerdings jeden Tag: bei all dieser Sonne hier ließen sich die Energieprobleme mit flächendeckenden Solarstrom nachhaltig lösen!